Was ich als Dozent an der DHBW Ravensburg mache

Am 21.05.2014 war es soweit, meine Lehrtätigkeit für dieses Semester an der
Dualen Hochschule Ravensburg endete um 16:30.

In insgesamt 24 Unterrichtseinheiten, also 3 geballten Tagen, habe ich zusammen mit René Kius von Kius Kommunikation das Fach “Social Media in der Wirtschaftskommunikation” gelehrt. Für mich war es die erste Lehrtätigkeit, bei der ich auch Schüler sein durfte:

Der Unterschied zwischen Studenten und Kunden

Der erste Tag begann mit einem Test. Wir wollten herausfinden, wie tief die Studenten im Thema Social Media bereits informiert sind und wieviel Erfahrung sie im Praxisumgang haben. Schließlich saßen uns 22 Studierende gegenüber, welche in Firmen wie Duravit oder Kia arbeiteten. Wir ließen die Studenten in Projektgruppen eine Analyse von jeweils einer Firma anfertigen und präsentieren. Das führte zur ersten Erkenntnis:

Unsere Studenten sind noch nicht in einem Bereich festgelegt und haben einen breit gefächerten Horizont an Interessengebieten und Wissen. Anders als bei Unternehmern, die sich auf ihre Tätigkeit, Branche und wichtigen Bereiche in der Unternehmensführung konzentrieren müssen und dies bereits mehrere Jahre tun.

Die Frage “Was ist Social Media?” und “Welche Kommunikationskanäle gibt es?” waren somit hinfällig. Der Einstieg war höher.

Eine große Überraschung – Spieltrieb wecken!

Unsere Studenten waren es gewohnt sehr analytisch, stringent, strukturiert und geplant zu arbeiten. Zwar war René eher skeptisch gegenüber meinem Vorschlag, den ich ihm einen Tag vor dem letzten Tag Unterricht machte, doch vertraute er meinem Bauchgefühl. Mein Plan war es, die Studenten von allen Bandagen und Vorgaben zu befreien und “spinnen” zu lassen.

Wer kann kreativ sein, wenn eine Tafel voller Bedingungen und Vorgaben vor ihm steht?

Mit den Worten: “Jetzt spinnt mal rum, übertreibtmal, schlagt mal über die Stränge, alles ist erlaubt!” entließ ich sie in 60 Minuten Praxis und in die 4 festgelegten Teams. Zugegeben, ich war selbst etwas gespannt, weil ich befürchtete, sie seien schon zu “verstrukturiert”, was ich an der Reaktion auf die Aufgabenstellung gemessen hatte. Nach meiner Aufforderung, zu “spielen” war es still und die Studenten sichtlich irritiert.

Was dann passierte war pure Zauberei und hat die Erwartungen der Studenten, von René und mir übertroffen:

Die Studenten präsentierten mit großer Euphorie ihre Ideen mit Zeichnungen an der Tafel, mit Slides am Beamer und mit Interaktionen mit uns als Dozenten. Die Ideenqualität war überwältigend:

So sollte eine Druckerei z.B. eine Kampagne starten, bei welcher man unter dem Motto “Druck Mi” Selfies von sich und der Person die man drückt auf Facebook laden. Für jedes 10. Bild sollte die Druckerei einen Baum am Standort pflanzen. Als Gewinn wird eine Box voller Eigenprodukte (Bücher) verlost, welche in der Druckerei gefertigt wurden und werden.

Eine andere Gruppe wollte Anne & Paul in die verschiedenen Handwerksbetriebe schicken um in Tagebuchform deren Erfahrungen und Erkenntnisse abzubilden. Unter dem Motto “Anne & Paul machen’s” soll z.B. jungen, zukünftigen Azubis auf unterhaltsame und ansprechende Art gezeigt werden, was man in den verschiedenen Betrieben erleben und machen kann. Anne führt männliche Berufe aus (Mechatroniker, etc.), Paul eher weibliche (Schneiderei, etc.).

Regelmäßig gibt es ein Kräftemessen zwischen den beiden. So tauschen beide z.B. Einen Hammer in einer bestimmten Stadt in einem bestimmten Zeitrahmen gegen andere Gegenstände ein.

Der Gewinner hat den hochwertigeren Tauschgegenstand aus seinen Zwischentauschgeschäften ertauscht. Fragen wie: Wer wiegt präziser 100g Wurst ab? Oder: Wer sägt schneller einen Baumstamm durch?, werden spielerisch mit YouTube-Videos und Posts beantwortet und die Aktionen dokumentiert.
Für eine Institution, welche Ansprechpartner für Handwerksberufe ist, wäre das eine tolle Sache!

Fazit aus dieser Aktion:

Die Studenten waren selbst überrascht, was aus lustigen, freien und ungezwungenen Albereien und Diskussionen resultieren kann. Die Gruppen präsentierten Ansätze und z.T. detaillierte Ideen, die so 1 zu 1 umsetzbar wären!
Nun folgen die Klausur… und die Abschlussfeier.