hello? lo? o? o.
Irgendwann erschienen drei Marmeladentöpfe mit einer Ananas in meinem Facebookfeed, plötzlich lagen Flyer mit dem selben Motiv aus und ich sah Plakate hängen. Der Global Service Jam wurde seitens Bregenz vorbildlich crossmedial beworben. Da mich zudem Personen aus der Orga auf diesen Jam aufmerksam machten, meldete ich mich zusammen mit meinem geschätzten Freund Sascha dort an.
Ohne wirklich zu wissen, was Service Design ist, worum es wohl bei diesem Jam ging, folgte ich der Einladung in die Zwischenbühne im Bregenzer Festspielhaus.
01. Erster Eindruck.
Service Design… hm… also das Designen von Service… was ist Service überhaupt?
Immer noch neugierig und unwissend sah ich mich in einem Kreis in der Mitte der großen Halle sitzen und zuhören.
Das junge und sehr dynamische Team klärte uns auf und nannte uns die erste Übung, mit welcher wir uns plötzlich in 4er Teams mit den unbekannten Teilnehmern wiederfanden. An einem Stehtisch hatten wir 10 Minuten Zeit, um aus mehreren rohen Spaghettis, Tesafilm, Schnur und einem Marshmallow einen stabilen Turm zu bauen, bei welchem der Marshmallow den höchsten Punkt ausbildet. Da hatte man keine Zeit um groß zu planen.
Immerhin machten wir hierbei den 2. Platz.
02. Das Globale Thema
Der Global Service Jam ist eine weltweite Veranstaltung, welche freitags um 16:30 Uhr startet und exklusive den gewöhnlichen Schlafpausen 48h andauert. Es waren also tatsächlich Teams auf der ganzen Welt damit beschäftigt, sich einem gemeinsamen, globalen Thema zu widmen. Dieses erfuhren wir um 18:30 mit diesem Video:
03. Freies Interpretieren und Aufmachen
Das Thema lautete also “hello? lo? o? o.”. Viele warteten auf eine weitere Erklärung nachdem das Thema eingeblendet wurde. Doch das war alles, dabei blieb es.
Kurz nach der Verwirrung wurden wir angewiesen, unsere Ideen zu diesem Thema auf Post-Its zu schreiben.
Pro Idee ein Post-It. Das sah bei vielen dann so aus:
Die Post-Its wurden dann auf Stellwände geklebt. Weiter hatten wir die Mission Post-Its zu Gruppen zusammen zu fügen, wenn wir eine Solche erkennen konnten und der Gruppe einen Namen zu geben. Das war die erste Ideensammlung. Insgesamt hatten wir 18 Ideenplakate gesammelt. Meine Idee zur Interpretation des Globalen Themas war “Das Potential im Missverständnis.” Gemeint habe ich: Unterteilt man Missverständnisse in jene mit positivem oder negativem Ausgang, dann endet das negative im “Nicht Verstehen”, das positive jedoch eröffnet eine völlig neue Erkenntnis. Zugegeben, es war schwierig, diese Idee zu erklären, doch schien sie anzukommen. Beim späteren Abstimmen wurde meine Idee nicht nur eine von fünf, sondern war so interessant, dass sich aus dem Thema “Potential im Missverständnis” gleich zwei Gruppen bildeten.
04. Recherche und Vertiefung der Idee
Nach einer Menge Übungen und dem Gruppenbilden, vertieften wir uns in die Themenfindung anhand der Frage, für wen wir was und wie erschaffen könnten. Die Frage, welche wir uns stellten lautete eine geraume Zeit lang so:
Um bei dieser Frage zu landen, gingen wir in unserer Gruppe Samstag morgens unters Volk und befragten Passanten und den Inhaber des Cuenstlercafes und des Ladenlokals fesch LIVIN’ zu ihren Erfahrungen mit Missverständnissen. Dabei bekamen wir viele neue Perspektiven auf unser Thema.
05. Prototyping und persönliche Grenzerfahrung
Diese Phase wurde für mich eine der schwierigsten.
Nach der Einweisung der Hosts erfuhren wir, was “Doing, not talking” bedeutet. Samstag abends musste ein Prototyp unserer Idee testfähig sein. Unsere Idee hatte sich langsam in Richtung eines Brettspiels entwickelt, welches im Chaos zu neuen Erkenntnissen führt, welche dann in Realität anwendbar sind.
Unser Spiel sah aus wie Kraut und Rüben und wir waren weit weg von einer Lösung, die testbar gewesen wäre.
Dann kam der Moment, in welchem die anderen Gruppen zum Testen unseres Prototypen aufgefordert wurden.
Sascha, welcher in meinem Team war, fing zum Moment des Testings einfach an, wild zu bestimmen und zu Mutmaßen. Die Spielerin der fremden Gruppe kannte sich zeitweise nicht mehr aus und ich war hoch nervös.
Bis zu einem sehr intensiven AHA-Erlebnis:
Ich war es bisher gewohnt, mir das Gelingen einer Idee bis hin zur fertigen Umsetzung vorstellen zu können.
Das war meine Comfort Zone im Privaten sowie in der Selbständigkeit. Hier musste ich feststellen, dass ich mit meinem Hirn nicht weiter kam, was mich sehr frustrierte. Mein Anspruch war es, Sonntag nachmittags einen Prototypen präsentieren zu können, welcher funktioniert. Davon waren wir gefühlt Lichtjahre entfernt.
Im Moment, in welchem Sascha einfach wie wild anfing, sich nächste Schritte der Spielerin aus den Fingern zu saugen, fand Kreativität auf einem völlig anderen Level statt. Das war das DOING. Im Spielen entstand das Spiel.
06. Endspurt und der Glaube an Wunder
Der erste Test unseres Prototypen verlief ganz und gar nicht reibungslos, doch erlangten wir eine Menge Erkenntnisse daraus welche uns den Glauben nicht verlieren ließ. Nach einem kurzen, persönlichen Hoch, ging es dennoch für mich nicht weiter. Ich verfiel wieder in Frust und klinkte mich für ca eine Stunde in die Defensive aus, immer noch begleitend, jedoch nicht aktiv mit gestaltend. Das Spiel wurde weiter entwickelt und ich stellte fest, dass wir als Team eine Leistung erbrachten, die ich alleine nicht hätte stemmen können. Das war ein sehr bedeutendes Schlüsselerlebnis für mich. Wir konnten das Zweite Testing bereits sehr gut abschließen und machten uns nun an die Feinheiten. Das Spiel bekam ein grafisches Upgrade und nach mehrmaligem Spielen stellten wir alle fest:
ES FUNKTIONIERT!
Die Präsentation vor allen Jammern war ein sehr tolles Erlebnis und wir sind so stolz auf unser entwickeltes Spiel, das wir bis heute die Weiterentwicklung verfolgen und anstreben es bis zur Marktreife zu bringen.
Interessant: Das Video unseres Spieles stellten wir auf die Plattform looping.com und bekamen bis heute sehr brauchbares Feedback von der Community.
Hier erklärt Ruth, ebenfalls Teil unseres Teams, wie das Spiel funktioniert:
07. Die Belohnung
Wer mehr über den Service Jam Bregenz 2017 erfahren möchte, darf gerne auf mich zukommen.
Ich danke dem Hostingteam für die wunderbare Umsorgung und kreativen Input und freue mich, nächstes Jahr wieder mit dabei zu sein.
Nicole Berti
Simon Bleil
Mag. (FH) Isabelle Goller
Gregor Kreuzer
Mag. Isabella Natter-Spets
Florian Oberforcher
Ruth Swoboda