Teil der Berliner Mauer an der East Side Gallery
Liebe alle,
ich liebe Unterschiedlichkeit und das einander Begegnen unter neuem Stern oder als komplette Fremde. Das war eine der schönsten Berlinreisen die ich bisher hatte. Danke für den schönen Ausflug.
Gregor und ich haben vorgestern Abend intensiv philosophiert wobei mir wieder einmal klar wurde, dass das miteinander Reden immer auch bedeutet, dass man zu sich selbst spricht.
Dinge, die verbalisiert werden, bekommen ein anderes Gewicht. So scheint es mir.
Man denkt nach und sucht dann Worte. Diese, so geht es mir zumindest oft, fließen spontan aus dem Mund. Aus dem Gefühl über die Stimmbänder hinaus und sie sind authentisch wenn sie nicht geplant werden. Manchmal zwar zensiert aufgrund von Unsicherheit oder verfälscht aufgrund von Emotionen, aber sie fließen. Spontan. Situativ, affektiv und eben auch deswegen authentisch.
Situationspotenzial hat für mich daher jedes Gespräch. Für alle Parteien. Ich glaube an den Startpunkt sich die Zeit und den Raum für ein “Gutes Gespräch” zu nehmen. Damit beginnt alles.
Mein Triggerwort ist das Wort “Mutmaßung”. Die Frage, “was braucht es” sollte immer auf Menschen bezogen sein und nicht auf eine Situation. Ebensowenig schaffen wir es Unternehmen zu digitalisieren oder zu transformieren. Wir haben gelernt: “People don’t resist change, they resist being changed.” → PEOPLE! Wenn man Resistenz vermeiden will, muss man auf die Menschen zugehen und zuerst das Gespräch suchen und nicht mutmaßen, was sie sich wohl wünschen. Dieser sogenannte Schritt 0 ist auch unser gemeinsamer Schritt.
Sowie der Optiker den Sehtest nutzt um gegenseitiges Verständnis auf die Faktenebene zu bringen, sind das für uns die Methoden aller Art, welche wir auch als Prototypen immer wieder neu entwickeln und anwenden. So wie Autofahrer im Straßenverkehr mit einer für sie passenden Brille für mehr Sicherheit sorgen weil sie dank einer passenden Brille gut sehen, haben unsere Methoden einen Impact auf die Personen, welchen dadurch z.B. gezeigt oder zu spüren gegeben wird, welche Auswirkungen es haben kann, wenn das Zuhören und Erzählen gelebt wird. Wenn wir verstehen, welchen Wert die Weitergabe unseres Wissens an alle Interessierten hat, schaffen wir uns bei der “Veränderung” unserer Welt Multiplikatoren. Potenziell sogar exponentiell!
Ich bin absolut davon überzeugt, dass das einzige was wir haben, das JETZT ist und in diesem Zustand ist es mein persönliches Ziel so gut wie möglich bewusst zu sein. JETZT findet bei der “Arbeit” genauso wie zu Hause statt, drum kann ich das nicht unterscheiden und tue mir schwer mit der Trennung. Ist es nicht die Sympathie, weshalb wir uns mit Kunden richtig gut verstehen? Das ist doch pur zwischenmenschlich. Wir agieren und reagieren und dabei geht es immer um das Abgleichen der Standpunkte. Oder nicht?
Wie im so passenden Vergleich aus der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) – Bei der Einweisung im Flieger rät man immer zur Reihenfolge sich selbst zuerst die Sauerstoffmaske überzuziehen und dann den anderen um anschließend zur Handlung zu treten – wünsche ich mir einen gemeinsamen Standpunkt und expliziten Konsent* im gegenseitigen Verständnis für das, was wir gemeinsam tun möchten und wie wir es sehen, nein sogar leben!
Ich sehe uns als Kollektiv in der Lage, Menschen zu ermutigen und daran zu erinnern, wer sie sind. Weil wir es vorleben. Unsere Aufgabe könnte sein, den Menschen in seinem SEIN zu stärken sodass er wieder handlungsfähig ist.
Dazu braucht es keine Experten. Wir brauchen keine Experten mehr zu sein oder Titel mehr zu haben. Einzig und allein in der wahren, ehrlichen Neugier des Menschen sehe ich das jeweilige Kompetenzfeld. Seine Aufgabe lässt sich daran ableiten.
New Work würde damit beim Selbstbewusstsein eines jeden einzelnen anfangen. Denn steht er in seiner Kraft, kann er sich spüren, hat er einen nachhaltigen Zugang zu Wissen und wird womöglich noch durch sein Umfeld dabei unterstützt, ist er selbstbestimmt und kann optimal wirken.
Wissen und Gespür sorgen zwangsläufig dazu, dass der Mensch aus voller Kraft Entscheidungen fällt und lernfähig ist. Wenn wir wirklich daran interessiert sind, Implementierungsmissionen zu fahren und Kulturveränderungen zu erwirken, brauchen wir den ganzheitlichen Ansatz. Auch da gilt: Zuerst bei uns, dann bei den anderen.
“Fake it till you make it” habe ich ganz oft als Angriff auf mein “Expertendasein” als “Kommunikationsexperte” verstanden. Damit habe ich selbst eine Grenze gezogen und einen Titel verteidigt und für mich als Status beansprucht. Das ist das Gegenteil von geteiltem Wissen, das wachsen kann. Heute bin ich überzeugt: “Übung macht den Meister, der etwas sehr gut kann weil er es gerne tut”. Könnt ihr euch mit dem Bild anfreunden, KEIN Experte zu sein sondern per Definition einfach ein Mensch, der das tut, was ihn interessiert und berührt und deswegen gut darin ist? Glaubt ihr daran, dass das reicht und eine Grundlage sein kann, andere zu inspirieren und damit eine Veränderung in unserer Welt zu erwirken? Mir ist dabei klar, dass wir eine Übergangslösung, beispielsweise eine Übersetzung dieser Werte für die Menschen der “old work” kommunizieren müssen um greifbar zu sein.
Wenn wir das JETZT forcieren, dann werden unsere fernen Visionen verschwinden bzw. der Anspruch daran, dass sie nach unserer Vorstellung eintreten. Wenn wir Erkenntnisse teilen dann sollen diese natürliche Produkte eines Denk- oder Praxisprozesses sein, die keinem gehören. Das muss uns bewusst sein. Sobald wir das Kollektiv aktivieren und ins Gestalten gehen, geht es um jeden einzelnen, der mitgestaltet. Ergebnisoffenheit hat nichts mit dem Erfüllen der Egomission zu tun. Nicht bei uns und nicht bei unseren Kunden. Die Zukunft kann keiner vorhersehen. Schon gar nicht in dieser brutal dynamischen Welt. Drum wird unser Wirken zwangsläufig ergebnissoffen sein. Kann jeder von uns behaupten, dass ihm das nichts ausmacht? Lauft ihr mit in das Nebelfeld weil ihr neugierig seid, was man darin findet und was einem begegnet und könnt ihr euch damit arrangieren das Nebel eine Laune der Natur ist, die wir zum Glück nicht beeinflussen können? Die Ergebnisse sind ungewiss, aber sie werden in ihrer Qualität herausstechen und von allen Beteiligten getragen werden. Daran glaube ich!
Dabei haben wir keinen gesonderten Status sondern nehmen mal z.B. die Rolle des Moderators oder nur die Rolle des Zuhörers ein. Auf jeden Fall nehmen wir dabei in einem Kreis Platz und müssen keiner Pyramide beflehen.
Ich sehe uns als Einzelteile eines Kollektivs welche aus ihrem Standpunkt und dem Bereich, der sie beschäftigt, so überzeugend und ansteckend sind, dass daraus weitere Teile werden. Bei jedem neuen Projekt haben wir die Chance weitere Menschen auf die Idee der Gemeinschaft zu bringen. Das geht allerdings nur, wenn wir nichts horten sondern alles teilen und wenn diese Werte klar definiert sind.
Unser Klebstoff könnten die Leidenschaft für synnergische Kompetenzfelder, der Konsent* in Wertefragen, der Spaß am gemeinsamen Tun/Lernen und nicht zuletzt die Sympathie füreinander sein.
Lasst uns das besprechen. Ich freue mich auf euch.
*Der Konsent ist, anders als der Konsens, eine Kompromissbereitschaft, die nicht absolut zustimmt, jedoch mitträgt und nicht widerspricht.